Sonntag, d. 6. 5. 1926
Neblig, leichter Regen. Bezirksfest in Steinach, Kriegerverein macht mit Leiterwagen dorthin. Ohne mich, denn ich habe den Wald diese Woche zur Genüge gekostet. War mit Toni und Ilse per Rad im Schwarzatal und Rudolstadt. Die Tour ging über Igelshieb, Lichte, Wallendorf, Geierstal, Unterweißbach, Sitzendorf, Schwarzburg. 1/2 9 Uhr waren wir schon in Schwarzburg, bestiegen aber den Trippstein nicht, weil die Berge im Nebel lagen. Aus diesem Grunde hielten wir uns in Schwarzburg auch nicht lange auf und machten nach Blankenburg langsam weiter. Allmählich klärte sich der Himmel auf und Blankenburg lag prächtig im Sonnenschein. Wir besahen die Stadt und machten im Ratskeller Frühstück, hielten uns 1 1/2 Stunden dort auf und machten über Schwarza nach Rudolstadt, das wir gegen 1/2 12 Uhr erreichten. Am Markt im Gasthof zum Adler kehrten wir ein, ließen die Räder dort und besichtigten das Schloß, die Heidecksburg. Wundervolle Aussicht auf Rudolstadt und das Saaletal. Schloß und Park interessant. Nach ungefähr 2stündigem Aufenthalt ging es über Schwarza, Wöhlsdorf nach Saalfeld, das wir gegen 3 Uhr erreichten. Hier fuhren durch die Stadt bis an die Saalebrücken, besuchten Frau Anschütz, dann später Herrn Anschütz in der Jostschen Pianofabrik und bestellten den Klavierstimmer. Von da ging es nach Garnsdorf zu den Feengrotten. Gegen 1/2 6 Uhr ging es von hier heimwärts über Arnsgereuth, Hoheneiche, Reichmannsdorf, Schmiedefeld, alles zu Fuß, von hier nach Piesau mit dem Rad. Von Piesau nach Spechtsbrunn wieder Schieben eine Stunde lang. Endlich, nach großen Strapazen wurde Spechtsbrunn erreicht. 1/2 9 Uhr, wo wir eigentlich übernachten wollten, ging es aber weiter, weil bei großem Gefälle ein wildes Tempo eingeschlagen wurde. Haselbach und Hasental erreicht, dann Eschental und Mariental und endlich Blechhammer. Hier einmal getrunken und weiter. In Oberlind noch mal eingekehrt, dann kurz vor 11 Uhr heim. Ergebnis: circa 105 Kilometer per Rad und 25 Kilometer steigen und schieben. Endresultat: Wir waren alle froh, daß wir aus den Bergen wieder heraus waren.
Aus dem Tagebuch des Landwirts und Metzgers Viktor Walther, Heubisch.