Bauernkrieg 1525

Am 17. Mai 1525 diktierte Thomas Müntzer in Gefangenschaft auf Schloß Heldrungen seinen letzten Brief. Darin ermahnt er die Mühlhäuser, sich vor einer Niederlage, wie sie in Frankenhausen geschehen, zu hüten. Die Ursache sei darin zu suchen, daß jeder seinen Eigennutz mehr gesucht habe, denn die Rechtfertigung der Christenheit. Er sterbe, "in wahrhaftiger erkenthnis gottlichs namens und erstattung etzlicher mißbreuch vom volk angenomen, mich nicht recht vorstanden, alleyne angesehen eygen nutz, der zum undergang gottlicher warheyt gelanget..." Die Mühlhäuser sollten die Obrigkeit nicht weiter verärgern und sich mit jederman freundlich halten.

Müntzers Fazit gibt zu denken, will man über die Bauernkriegsereignisse in Thüringen urteilen. Zweifelsfrei bewegten seine Gedanken die Öffentlichkeit in Thüringen seit Luthers Frontalangriff gegen die römische Papstkirche am stärksten. Theologisch meist nicht verstanden, falsch interpretiert oder nur ausschnittweise für eigene Handlungen als Legitimation gebraucht, teilte Müntzer dabei das gleiche Schicksal wie seine Mittheologen Andreas Bodenstein (gen. Karlstadt) und Martin Luther. Dennoch bot er in letzter Konsequenz die entscheidende theologische Rechtfertigung des Aufstandes. Der gemeine Mann solle die von Gott der weltlichen Obrigkeit verliehene Schwertgewalt übernehmen, da die Herren nicht Gottes Willen vollstreckten. Die aktive Auslegung der Apokalypse, d.h. die Einbeziehung des handelnden gemeinen Mannes in die Vorbereitung des göttlichen Endgerichts und die Schaffung des Gottesreiches auf Erden, bot einen weit auslegbaren Ansatz. Der müntzerische Gottesvolksbegriff begann, sich in seiner alltäglichen Wirkung langsam mit dem sozial bestimmten "Volk- Verständnis" insbesondere niederer sozialer Schichten zu decken, auch wenn Müntzer dies nicht im materiellem Sinne verstanden wissen wollte.

Die Situation im Land

Wo lagen aber die Ursachen für den Aufstand in Thüringen? Diese Region bot sowohl in politisch-administrativer als auch wirtschaftlich-sozialer Hinsicht ein stark zergliedertes und differenziertes Bild. Nicht zu übersehen waren die ernsthaften Anstrengungen der Wettiner (Ernestiner und Albertiner), ihre Landesherrschaft zu festigen und auszubauen. Dabei kam es zwangsläufig zu Gegensätzen zwischen beiden wettinischen Linien, aber auch zum ansässigen Adel, der Geistlichkeit und besitzenden Bürgern bzw. Städten. Während sich der Adel und die Geistlichkeit einer Vereinnahmungspolitik durch die Wettiner erwehrten, versuchten die Städtebürger sich den Eingriffen des frühmodernen Territorialstaates in ihre autonomen Rechte zu entziehen.

In Thüringen gab es im 16. Jh. mindestens 62 Städte. Besonders das östliche Thüringen wies eine relativ hohe Stadtdichte auf. Der überwiegende Teil der Städte trug ackerbürgerlichen Charakter, d.h., die Mehrzahl der Bürger beschäftigte sich mit landwirtschaftlicher Produktion; zu nennen sind: der Weinanbau im Saale-Unstrut-Gebiet, der Waidanbau (Farbpflanze) und dessen Verarbeitung in Westthüringen (besonders im Erfurter Gebiet) sowie die Schafhaltung. Erfurt war das bedeutendste Waidzentrum im Reichsgebiet. Waidanbau erforderte jedoch einen intensiven Arbeitsaufwand. Größere Flächen konnten von einer Familie nicht allein bestellt werden. Im Ergebnis erfolgte die Zersplitterung der Landschaft in kleine Anteile. In den Waidanbaugebieten um Erfurt, Gotha und Weimar kam es zu einer höheren Bevölkerungskonzentration.

In der Schafzucht überwog zwar der Eigentumsanteil geistlicher und weltlicher Herren, dennoch war der städtische, bäuerliche und genossenschaftliche Anteil beachtlich. Neben dem Export von Wolle und Schafen sowie Waid, spielte die Metall- und Salzgewinnung eine gewisse Rolle. Freilich waren die Fördermengen aus dem thüringischen Bergbau nicht mit denen des Erzgebirges oder Tirols zu vergleichen. In Thüringen wurde aber auch importiertes Erz aus Ungarn im Auftrage der Fugger und Welser verhüttet. Die geographische Lage und der Rohstoffreichtum an Holz und Wasser prägten die Region. Viele Bauern und Bürger in den oberen Regionen des Thüringer Waldes verdienten sich ihren Unterhalt zu einem gewissen Anteil auch durch Transportdienste, Holzeinschlag oder Arbeit im Montanwesen.

Insgesamt gesehen gab es im Umfeld der westthüringischen Städte ausgeprägt städtische Besitzrechte, währen in anderen Teilen Thüringens Grundeigentumsrechte des Adels und der Geistlichkeit vorherrschten. Mit Blick auf die Aufstandszentren muß man feststellen, daß besonders adliger und/oder geistlicher Besitz eine Rolle spielte (u.a. Eisenacher Gebiet, Mühlhausen, Schwarzburger Besitz). Auch der ostthüringische Raum war von adligen Grundherrschaften geprägt.

Die Masse der thüringischen Bauern wurde durch Klein- und Kleinstbesitz an Land einem Grund- und Gerichtsherren verpflichtet. Die Leibeigenschaft spielte aber seit langer Zeit keine Rolle mehr. Auch gab es im 16. Jh. eine Zunahme der besitzlosen Schichten, vor allem in den Städten (u.a. Erfurt 50 Prozent, Vorstädte Mühlhausens 41 Prozent). Insgesamt standen einer kleinen Gruppe reich Begüterter in den Städten ein relativ breiter Mittelstand und eine zunehmende Zahl von Armen gegenüber. In Erfurt verfügten ca. 75 Prozent der Einwohner über ein geringes und 15 Prozent über kein Einkommen. Auf dem Land hatte die soziale Differenzierung bereits deutlich Fuß gefaßt. So betrug in den 19 zu Mühlhausen gehörenden Dörfern der Anteil Besitz- und Vermögensloser bereits ca. 50 Prozent und die Mißernten der Jahre 1523 und 1524 spitzten die Lage zu. Scheinbar reichte ein Funke, um das Pulverfaß zu zünden.

Anzeichen einer Revolte

Zu den Wetterleuchten des Bauernkrieges in Thüringen gehörten erste Übergriffe auf Geistliche und deren Einrichtungen. So kam es u.a. bereits 1521 in Erfurt zu harten Auseinandersetzungen zwischen Altgläubigen und Lutheranhängern, die in den sog. Pfaffenstürmen im Juni 1521 gipfelten. Studenten, Bürger, Bauern und selbst Adlige stürmten die Häuser der Domherren, Kanonikern und Vikaren. In Eisenach agierte der Prediger Jakob Strauß seit 1523 gegen den hier besonders stark ausgeprägten Wucher, d.h. gegen das unangemessen hohe Zinsnehmen durch geistlichen Institutionen. Ohne daß Strauß selbst für den Aufstand in der Eisenacher Gegend eintrat, schlichtend wirken wollte, hatten seine Angriffe auf die Ausbeutungspraktiken der Katholischen Kirche Früchte getragen. Gleich dem ehemaligen Wittenberger Theologieprofessor, Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt, der seit 1523 in Orlamünde wirkte, ebnete Strauß mit sozialkritischen Ideen den Weg für über eigene Positionen hinausgehende Aktionen. Die Aufständischen beriefen sich in ihren Beschwerdebriefen und Verhören neben Luther und Melanchthon auch auf Karlstadt und Strauß.

Hochbrisant war die Situation jedoch, als am 24. März 1524 die Marienkapelle in Mallerbach (Kloster Naundorf) von Müntzeranhängern gestürmt wurde. Müntzers Aktivitäten in Allstedt seit 1523, seine Gottesdienstreform (Einführung der deutschen Sprache im Gottesdienst, Kritik an katholischer Messe, Grundlagen einer deutschsprachigen Liturgie in Wort und Musik, Gottesdienstordnung), aber auch die Bemühungen um den Allstedter Bund führten dazu, daß sich Allstedt zu einem Zentrum der Reformation entwickelte. Müntzers theologische Vorstellung, daß Gott seine Auserwählten sucht, er sich selbst als Auserwählter verstand und nun noch weitere Auserwählte, Gottes Volk sammeln müßten, führte zur Gründung des Allstedter Bundes. Müntzer verstand den Bund jedoch als Bündnis auch mit den frommen Amtleuten, selbst den Fürsten. Gottesfurcht stand im Mittelpunkt, weltlichen Dingen sei zu entsagen. Man müsse sich "umbs evangelion willen"" verbinden. "Auch muste das sunderlich der fronden halben ym bunde hoch vorfasset werden, das dye bundgenossen nit dorfen denken, das sye durch das solten gefreyet werden, yren tyrannen nichts zu geben, sundern sollen halten, wye der son Gottes mit Petro than hat, Matth. am 17. 24, auf das etliche bose menschen nit dorfen gedenken, das wyr uns umb der creatur willen zu behalten vorbunden hetten."
Auch in Mühlhausen, gleichfalls unter Beteiligung Müntzers, entstand ein Zentrum des Widerstandes und der städtisch-bäuerlichen Opposition. In Mühlhausen versuchte Müntzer, gemeinsam mit dem ehemaligen Mönch Heinrich Pfeifer, Einfluß innerhalb der städtischen Opposition zu gewinnen. Im September 1524 kam es zum offenen Aufbegehren, der neugegründete "Ewige Bund Gottes" sollte die militärische Sicherung übernehmen. Der alte Rat sei durch den "Ewigen Rat" allein auf der Grundlage des Evangeliums zu ersetzen. Dies mißlang, nicht zuletzt durch die vom alten Rat zur Hilfe herbeigerufenen Bauern der naheliegenden Dörfer. Eine für Müntzer prägende Erfahrung mit Bauern.

Ende Februar 1525 kehrte Müntzer nach Mühlhausen zurück, brachte seine in Süddeutschland gesammelten Aufstandserfahrungen ein und stellte sich an die Spitze des radikalen Flügels der Opposition.

Den Landesherren waren die Unruhen nicht entgangen. Herzog Georg von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen versuchten, Friedrich den Weisen und seinen Bruder Herzog Johann zur Gewaltanwendung zu gewinnen. Beide zögerten. Kurfürst Friedrich äußerte sich auf dem Sterbebett: "So ist das ein grosser handel, das man mit gewald handeln sal. Filleicht had man den armen leuten zu solchem aufrure orsache geben und sunderlichen mit vorbittung des word gotes. So werden die armen in fil wege von uns wertlichen und gaistlichen oberkaiten beschwerd. Got wend sein zcorn von uns. Wil es got also haben, so wird es also hinaus gehen, das der gemain man regiren sal."

Am 18. April 1525 begann der thüringische Aufstand im oberen Werratal zugleich mit den Unruhen in Fulda. Alle Eingriffe, selbst Luthers mahnen Vorort hatten keinen Einhalt geboten.

Die Beschwerden der Aufständischen

28. April 1525. "Artikel der Versammlung zu Ichtershausen für Herzog Johann"(Auszug)

- das wir einen prister, der uns das wort gottes clar, unvormischet menschlicher lere vorkunden sal, nach unserm gefallen kiessen wollen...
- Das fliessend wasser, wiltpret und gefogel auch frei ungeweigert zu lassen
- Das Holz als feuerwerk und zimmer zun gebeuden auch frei zu unser notturft zu gebrauchen...
- Das etliche nauerungen mit fronnen, damit wir durch ambtleute beschwerdt worden, auch abgestelt mochten werden...
-Wollen wir von allen unsern erben und gutern ein zimlichen zins allein E.(uer) F.(ürstlich) G.(naden) als unserm rechten erbhern willig geben und sonst nimandes mehr, wider geistlichen nach weltlichen..."


Die Aufständischen hatten frühzeitig ihren Herren in Form von Beschwerdeartikeln den Unmut zum Ausdruck gebracht. Neben der Aufforderung an die Herrschaft, evangelische Pfarrer wählen zu lassen oder einzusetzen, richteten sich die Forderungen vor allem gegen Einschränkungen dörflichen Gemeindelandes (Allmende) durch die Herren und zu hohe Feudalabgaben. Danach folgten Beschwerden über herrschaftliche Schäfereien und Wucher (sog. Wiederkauf) und über Frondienste. Die Verteidigung des Gemeindelandes und die Bemühungen um ein Zurückdrängen herrschaftlicher Schafzucht standen in engem Zusammenhang. Es ging letztlich um den Erhalt und die Steigerung dörflicher Schafzucht als einem Haupterwerbszweig. Hier trafen sich bäuerliche und städtische Interessen, da in den Klein- und Mittelstädten Thüringens, die Schafzucht ebenfalls eine große Rolle spielte.

Der Aufstand

Unmittelbar nach Ausbruch der Unruhen im Fuldaer Gebiet wuchs der Haufen der Aufständischen auf mehr als 10000 Mann an. Der Koadjutor (Verwalter) der Reichsabtei Fulda, Graf Johann von Henneberg, wurde zur Annahme der 13 Artikel der Stadt und Landschaft Fulda, einschließlich der Zwölf Artikel (der oberschwäbischen Bauernhaufen) gezwungen. Die Ausstrahlung auf Thüringen war auf Grund der räumlichen Nähe sofort wirksam. Am 18./19. April kam es in Völkershausen/ Vacha (oberes Werratal) zu Streitigkeiten mit dem adligen Grundherren, der sich der Anstellung eines evangelischen Predigers widersetzte. Der unter Führung von Hans Sippel sich formierende Bauernhaufen vereinigte am 23. April bereits ca. 3000 Aufständische. Klöster wurden gestürmt, Adlige zur Unterwerfung gezwungen. Die Stadt Salzungen schloß sich an und man vereinnahmte das dortige Salzwerk. Der Werrahaufen, dem sich selbst Graf Wilhelm von Henneberg (Herr der Grafschaft Henneberg), anschließen mußte, zog nach Schmalkalden und Meiningen. Es kamen jedoch Meinungsverschiedenheiten zwischen den verschiedenen Fraktionen im Haufen auf. Müntzeranhänger versuchten, den Anschluß zu Mühlhausen und anderen Aufstandszentren herzustellen. Die Mehrheit der Aufständischen verfolgte offensichtlich mehr lokale Ziele, gab sich mit den Erfolgen gegen den Henneberger zufrieden. Im Resultat schmolz der Haufen zusammen. Müntzers Aktivitäten zur Mobilisierung der Mannsfelder Bergknappen ("Manifest an die Bergknappen im Mansfeldischen") fruchteten nicht.

Bis Ende April waren in verschiedenen thüringer Gebieten Haufen entstanden. In der Herrschaft Wangenheim und Gleichen, in Salza, in Arnstadt (einschließlich Rudolstadt, Königsee, Ilmenau, Stadtilm, Amt Blankenburg), im Erfurter Gebiet bis hin nach Lobeda (Jena), Kahla und Gera kam es zu zeitweiligen, lokalen und unterschiedlich ausgerichteten Aktivitäten. Oftmals dominierten gemäßigte Bauernführer, gab man sich mit erreichten lokalen Verhandlungsergebnissen zufrieden. Müntzers Kampf um das Evangelium allein wurde vom überwiegenden Teil der Aufständischen offenbar recht weltlich ausgelegt.

Ende April hatte Landgraf Philipp von Hessen den Aufstand um Hersfeld niedergeschlagen und bedrohte Eisenach. Die Führer des Werrahaufens wurden bei Unterhandlungen in Eisenach gefangengesetzt und hingerichtet. Der Werrahaufen, nun führerlos, löste sich auf bzw. zog u.a. mit Müntzer nach Frankenhausen. Es wirft ein bezeichnendes Licht schon vor der Entscheidung in Frankenhausen auf die Rolle der Bauernführer und Feldprediger in den thüringischen Haufen. Je nach Ausrichtung dominierten radikale oder gemäßigte Aktionen und bei mangelnder oder gar verlorener Führung scheiterten letztendlich die Aufständischen.

Frankenhausen

Seit Anfang Mai bedrohten die verbündeten Fürstenheere thüringisches Gebiet. Ende April hatte sich der Mühlhäuser Haufen unter militärischer Führung der Stadtknechte Jost und Volkmar Homrich sowie Claus Pfannenschmidt formiert. Müntzer und Pfeiffer waren die geistigen Führer, wirkten als Feldgeistliche. Müntzer wollte dem Frankenhäuser Lager zu Hilfe kommen, Pfeiffer setzte mehr auf einen Zug ins Eichsfeld, was letztlich erfolgte. Doch die Entscheidungen fielen an anderer Stelle. Ein Zusammengehen aller Aufständischen in der Gegend um Frankenhausen erfolgte nicht. Weder der Salzaer noch der aus dem Eichsfeld zurückgekehrte Mühlhäuser Haufen faßte diesen Entschluß. Die großen Meinungsverschiedenheiten im Mühlhäuser Haufen führten schließlich dazu, daß Müntzer mit nur wenigen Bewaffneten und acht Geschützen Richtung Frankenhausen zog.

In Frankenhausen zeigte sich ein ähnliches Bild - Streit zwischen gemäßigten und radikalen Führern und Aufständischen, Verhandlungen mit der Obrigkeit, teilweise Auflösungstendenzen und wieder Konfrontation mit dem Gegner nach Müntzers Eintreffen am 11. Mai. Letztenendes standen doch zwischen 6000 und 8000 Aufständische in Frankenhausen bereit.

Am 14. Mai gegen acht Uhr morgens erfolgte ein erster Angriff hessisch- braunschweigischer Truppen (etwa 1400 Berittene und 3000 Knechte) auf Frankenhausen, der jedoch von den Verteidigern zurückgeschlagen wurde. Im Gefolge dieser Aktion wurde vor Frankenhausen eine Wagenburg errichtet, in der ca. 6000 Aufständische sich versammelten. Offensichtlich stärkte der Erfolg die Müntzerfraktion im Lager. Dennoch verhandelten Hauptleute mit den Fürsten, was verdeutlicht, daß Müntzer zwar agierte, die militärische Führung aber nicht in seiner Hand lag.

Am 15. Mai erfolgte die Stärkung des hessisch-braunschweigischen Heeres durch sächsische und mainzische Truppen. Gegen zwölf Uhr mittags scheint es einen förmlichen Waffenstillstand gegeben zu haben. Im Lager der Aufständischen erfolgten harte Auseinandersetzungen. Die Forderung der Fürsten, daß man "den falschen Propheten Thomas Montzer sampt seynem anhange." ausliefern solle, dafür weitestgehend Straffreiheit erwarten könne, brachte Bewegung in die Reihen. Eine Entscheidung mußte aber im Ring erfolgen. Müntzer versuchte in einer Predigt letztmalig zu mobilisieren. Die Ereignisse überstürzten sich. Inmitten dieser Volksversammlung traf der Artillerieangriff des vereinigten Fürstenheeres.

Es scheint zu keinen größeren Kampfhandlungen mehr gekommen sein. Die Aufständischen wurden überrannt, über 5000 fanden den Tod, 600 wurden gefangen genommen. Die Verluste im Fürstenheer waren ganz gering. Müntzer, der sich in die Stadt flüchtete wurde ebenfalls gefangen genommen.

Mühlhausen, das nunmehr zum Hauptangriffsort der Fürsten wurde, entledigte sich der Partei um Pfeiffer und ergab sich am 26. Mai kampflos. Pfeiffers Gefangennahme erfolgte kurz darauf.

Die Folgen

Mehr als 50 Führer, darunter Müntzer und Pfeiffer wurden in und um Mühlhausen hingerichtet. Kurfürst Johann, der seinem Bruder in der Regentschaft gefolgt war, brach am 18. Mai vom Weimar zu einem Strafzug auf. Im Gefolge dieser Vergeltungsaktion schrieb der Dompropst zu Merseburg, Fürst Georg von Anhalt, an seine Mutter: "...das er -Kurfürst Johann- vor etlichen tagen bei 20 und mehr zu Jen hat richten lassen durch einen edelmann, den ehr dazu vorordent... " Der Scharfrichter habe sich selbst nicht wohl dabei gefühlt, da er oftmals für den entflohenen Sohn, den unschuldigen Vater oder umgekehrt hatte hinrichten müssen.

Unübersehbar war die Zahl der Schadenersatzforderungen des geistlichen und weltlichen Adels, der Klöster und Stifte an Gemeinden und Städte. Dabei übertraf die veranschlagte Summe oftmals den tatsächlichen Schaden um ein Vielfaches. Allein von Mühlhausen verlangten thüringische Adlige und Klöster 88 000 Gulden. Diese Summe erschien selbst den Fürsten als unaufbringbar, und sie wiesen die Fordernden in die Schranken.

Auch in anderen thüringischen Herrschaften rächten sich die Sieger gnadenlos.
Graf Günther XXXIX. von Schwarzburg-Arnstadt ließ die Anführer des Schwarzburger Haufens hinrichten, zahlreiche Aufstandsteilnehmer einkerkern und verhängte Bußgelder und Schadenersatzleistungen. Gleich den Ernestinern und Schwarzburgern verfuhr Herzog Georg von Sachsen. Kurfürst Johann von Sachsen vereinnahmte bis November 1527 mehr als 102 500 Gulden an Strafgeldern.

Zahlreiche Berichte Geistlicher, der Amtleute sowie die Verhörprotokolle der Aufständischen und nicht zuletzt der Strafzug Kurfürst Johanns ließen jedoch keinen Zweifel daran, daß im Interesse der Regierbarkeit des Landes neue Wege gesucht werden mußten. Die sich nach 1525 vollziehenden reformatorischen Veränderungen, insbesondere beim Aufbau der Landeskirche in Thüringen standen auch unter dem Eindruck der Bauernkriegsereignisse.


© Dr. Joachim Bauer, Historisches Seminar, Universität Jena

Schwert

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