Ein Auszug aus der alten Quelitzer Chronik
in der damaligen Schreibweise:
"Am 13ten Junius 1826 war ein schrecklicher Dag für unseren Ort, nemlich es waren mehrere Dag Gewitter um unß herum, welche auch großen Schaden verrichteten, aber diesen Dag war so eine schreckliche Hitze vormittage, und um 1 Uhr nachmittage gegen uns Gewittere zu kommen, und oben auf den Däge fiel ein Wolkenbruch nieder, so daß wir glaubten, das Dorf und alles gingen verlohren, so eine Waßer Fluth hat noch niemand hier erlebt, unten im Dorfe hat es Schweineställe mitsamt den Schwein mitgenommen, das Dorf so zerreißen, daß mehrere Dage der Hirte nicht austreiben konte, die Felder und Wiesen so zugerichtet, daß manche die Felder nicht wieder in Stand bringen können. Auch in Unterweißbach ist das Waßer durch die Schule gebrochen, und 10 Kinder ertrunken an diesen Dage, bey den Pfarer sein einziger Sohn war."
Von einem unbekannten Unterweißbacher Einwohner wurde dieses dramatische Geschehnis als Gedicht niedergeschrieben, das verschiedentlich in Deutschland zur damaligen Zeit abgedruckt worden ist:

1.    Wirf, Freund, doch hier nur einen Blick
       Auf diese hier beschrieb’ne Szene,
       Und schau im Geist dahin zurück,
       was traurig ich allhier erwähne,
       Und was mit Wehmut anzuseh’n,
       In Unterweißbach ist geschehn.

2.    Ein stark Gewitter, das behend,
       Das ganze Land fast überdecket,
       Sah man am Himmels-Firmament,
       Das plötzlich Angst und Noth erwecket;
       Dabei auch ging’n in schnellem lauf,
       Des großen Himmels Fenster auf.

3.    Und Wasserfluten strömten dann,
       In dieser Gegend mancher Orten,
       Hier denke selbst nur jedermann
       den Schaden der Bewohner dorten!
       Nun aber laßt uns weiter seh’n,
       Wo größer ein Unglück ist gescheh’n.

4.    Nach vorgedachtem Orte drang,
       Sich hin die Fluth in schnellem Eilen,
       Und ach! Oh Gott! Erbärmlich klang
       Daselbst der Menschheit Jammer, Heulen,
       Was wirklich hier bey der Gefahr
       Ganz schrecklich anzusehen war.

5.    Die Fluth ganz unvermutet kam,
       Und traf die Schule mit den Kindern,
       Worein der Strom selbst Zugang nahm,
       und niemand die Gefahr konnt’ lindern.
       Indem das Wasser hart anstößt,
       Hat’s eine Wand ganz abgelöst.

6.    Man denk’ nur an das angstvolle Fleh’n,
       Gefahrvoll überraschter Kinder,
       Die sich im Wasser mußten seh’n,
       Wo keine Rettung war hier minder.
       Denn was sich nicht selbst Schutz erseh’n,
       Mußt auch gleich mit dem Strome geh’n.

7.    Und ach! Hier wo Religion
       Man legt zum Grund in zarte Seelen,
       Da konnte man, die der wilde Strom
       Mit hinriß, gleich zehn Kinder zählen.
       Ein Knabe und neun Mägdelein
       Verschlang die Flut in sich mit ein.

8.    Geschwister reichten sich die Hand
       Zur Rettung, aber ach vergebens.
       Und manches gute Kind, das fand
       Hier schnell das Ende seines Lebens.
       Das nochmals in der wilden Fluth,
       Die Hand nach Hilfe reichen tuth.

9.    Wer fühlt hier nicht im Geist und Sinn,
       Den Schmerz! Wie die unschuld’gen Kleinen
       Um ihr Geschwister, das dahin
       Sie fließen sah’n erbärmlich weinen.
       Und selbst die Väter, die es sah’n,
       Konnt’ keiner sich zur Rettung nah’n.

10.  Theils Eltern mußten den Verlust
       Hülflos mit blut’gen Herzen seh’n,
       Und Menschen blieb es unbewußt,
       Bis sie erfuhren, was gescheh’n.
       Ihr Kind, das in der Schule war,
       Hieß: ist ertrunken durch Gefahr.

11.  Ach, großer jammervoller Schmerz
       Drang sich in jede Eltern Seele.
       Wo blutet nicht ein Mutter-Herz,
       Wenn Nachricht kommt, ihr Kind, das fehle!
       Das sie zur Schule hingesendt
       Und gleich man hört sein Schreckens-End.